Liebe Freund_innen und Genoss_innen
Anlässlich des feministischen Streiks heute am 14. Juni ist es höchste Zeit, die Newsletter-freie Zeit unsererseits zu beenden. Wie vor 32 und wie vor vier Jahren steht ein schweizweiter Protest- und Aktionstag an, der den Kampf gegen patriarchale Strukturen und entsprechende Geschlechterungleichheiten zum Zentrum hat.
Wir erinnern: Seit mehr als 10 Jahren läuft in Rojava ein revolutionärer Prozess, zu dessen tragende Säulen der Frauenkampf und die Frauenbefreiung gehören. Unter widrigsten Bedingungen umgeben von Feinden behauptet sich Rojava und verteidigt die Errungenschaften dieses antipatriarchalen Kampfes. Bewaffnete Genossinnen der YPJ kämpfen gegen IS-Banden und Söldner der Türkei, in anderen gesellschaftlichen Bereichen wird mittels eigener Frauenstrukturen abgesichert, dass es
kein Zurück zur Reaktion gibt.
Jin Jiyan Azadî
Rojava ist so zu einem internationalen Beispiel des Kampfes geworden. Rojava ist auch eine Inspiration für feministischen Bewegungen, nicht zuletzt hier. So wird auch am 14. Juni die Parole «Jin Jiyan Azadî» überall widerhallen.
Also alle FLINTAQ* heute auf die Strasse!
Eine Übersicht über die verschiedenen Aktionen in der ganzen Schweiz gibt es hier: https://www.14juni.ch/#programm und für Zürich hier: https://feministischerstreikzuerich.ch/veranstaltungen/2023-06-14/ So gibt es unter anderem ein Streik-Zmittag um 12 Uhr auf dem Bürkliplatz – und natürlich eine grosse Demo am Abend. Das RSK ruft alle FLINTAQ* in den revolutionären Block an der Grossdemo (Treffpunkt beim Stierbrunnen). Mehr Infos gibts unter https://revolutionäresstreikkollektiv.ch/vom-1-mai-zum-14-juni-mir-kaempfed-wiiter/
Nach den Wahlen
Vor einigen Wochen wurde klar, dass in der Pest-oder-Cholera-Wahl in der Türkei sich das faschistische Original Erdogan gegen die kemalistische Kopie Kilicdaroglu, welcher in den Wochen vor dem zweiten Wahlgang nach rechts agitierte, durchgesetzt hat. Gewiss war der Wahlkampf weder fair noch frei und dennoch muss festgehalten werden, dass ein Grossteil der Wähler:innen islamistische oder nationalistische Parteien unterstützten. Innerhalb dieser Kräfteverhältnisse für einen revolutionären Prozess zu kämpfen, das war und bleibt die Devise der Linken.
Immerhin: Die Nachfolgepartei der HDP bleibt eine starke Partei im Parlament, von wo aus sie beispielsweise als einzige Partei Stellung bezieht gegen den Rassismus gegen syrische Menschen in der Türkei. Die Frauenräte der HDP und der YSP halten nach den Wahlen fest: «Wir messen die Richtigkeit unseres Kampfes nicht an den Wahlergebnissen. Die Frauen sind nicht die Verlierer und der Gewinner ist nicht das Ein-Mann-Regime und die frauenfeindliche Allianz. Wir werden unsere Errungenschaften nicht aufgeben, und wir werden nicht aufgeben, uns die Rechte zurückzuholen, die uns genommen wurden (…) Wir werden die Solidarität der Frauen mit unseren Identitäten, Überzeugungen, Sprachen, unserer Arbeit und all unseren Unterschieden stärken. Wir haben keine andere Wahl als zu kämpfen.» Der Ausgang der Wahlen zeigt auch, dass durch Wahlen alleine der Faschismus nicht zu besiegen ist. Weswegen erst recht die Freund:innen der Guerilla in den Bergen zu unterstützen sind, weil sie durch ihre militärische Kraft auch eine enorme moralische und folglich politische Kraft entwickeln können, so dass eines Tages Alternativen zu Pest oder Cholera fassbarer werden.
Sakine Cansiz Festival am Sonntag, 25. Juni
Am 25. Juni organisiert Beritan (die kurdische Frauenorganisation in der Schweiz) ab 11 Uhr gemeinsam mit befreundeten Strukturen auf der Kasernenwiese das alljährliche Sakine Cansiz Festival. Seit mehreren Jahren wird so an die Genossin Sakine erinnert, die Mitgründerin der PKK war, über Jahrzehnte kämpfte und 2013 bei einem Attentat des türkischen Geheimdienstes in Paris zusammen mit Rojbin und Ronahi ermordet wurde. Auf der Kaserne gibt es allerlei Kultur und Politik, die Einnahmen unterstützen die Tätigkeiten unserer Hevals.
Freitag, 14. Juli: Buchvorstellung «Verändern wollte ich eine Menge. Aus dem Leben der Internationalistin Ellen Stêrk»
Das Buch, das im Mai 2022 bei edition assemblage erschienen ist, erzählt das Leben von Ellen Stêrk, einer feministischen Internationalistin. Durch das Zusammenspiel persönlicher Briefe, emotionaler Erinnerungen und sachlicher Informationen ermöglicht das Buch auch nach ihrem Tod eine Begegnung mit Ellen, die in Kurdistan den Namen Stêrk (Stern) angenommen hatte. Ihre Geschichte lädt dazu ein, Utopien zu gewinnen, Internationalismus neu zu leben, sich zu organisieren und weiterzukämpfen. Diese aus vielen Perspektiven kollektiv zusammengetragene Biografie gibt auch Einblicke in die letzten Jahrzehnte radikal linker Bezüge und feministischer Organisierungsansätze.
Zwei Personen aus dem Herausgeber*innenkollektiv lesen aus dem Buch und erzählen von Ellen sowie dem Entstehungsprozess. Freitag, 14. Juli ab 16 Uhr Flohmarkt – Einnahmen gehen an Heyva Sor für die Erdbebenopfer 19 Uhr Buchvorstellung Zentralwäscherei, Neue Hard 12, 8005 Zürich
Zum Schluss noch ein paar Lesetipps:
– Rewşen Mêrdîn aus der Koordination der KJK erklärt, Freiheit könne es nur jenseits von Staat und Herrschaft geben: https://anfdeutsch.com/hintergrund/merdin-auf-den-staat-zu-hoffen-bedeutet-auf-seinen-morder-zu-hoffen-37751
– Interview mit der kurdischen Politikerin Sebahat Tuncel, die sich seit sieben Jahren in der Türkei im Gefängnis befindet: https://anfdeutsch.com/frauen/sebahat-tuncel-mein-leben-als-politische-geisel-von-erdogan-37680
– Der Anthropologe Adnan Çelik über die Zusammenarbeit der AKP und des türkischen Staats mit der kurdisch-islamischen HÜDA-PAR: https://anfdeutsch.com/hintergrund/Uber-die-wahlen-hinaus-zusammenarbeit-von-akp-und-hUda-par-37640
– Der Historiker Mrodo Brad über den vergessenen Völkermord an den Suryoye: https://www.kurdistan-report.de/index.php/archiv/2023/106-kr-227-mai-juni-2023/1448-seyfo-eine-unausgesprochene-geschichte
– Buchtipp: Graphic Novell «Reise nach Rojava» von Janet Biehl: https://www.kurdistan-report.de/index.php/archiv/2023/106-kr-227-mai-juni-2023/1438-ideenwelt-im-bild
Mit solidarischen und kämpferischen Grüssen
Rojava Komitee Zürich
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