Was tun?

Was tun?

Das fragen sich sicher viele in Anbetracht der aktuellen Situation. Wir stellen hier verschiedene Ideen und Aktionsformen vor,  denn es gibt viele Möglichkeiten, solidarisch zu sein – und keine Aktion ist zu klein. Zeigen wir, dass wir viele sind, die in internationaler Solidarität Schulter an Schulter mit Rojava stehen!

Mit Aktionen können wir verschiedenes erreichen:
– Solidarität zeigen mit den Menschen in Rojava
– Öffentlichkeit schaffen. Desinformation gehört zu gängigem Mitteln im Krieg. So wurde beim Angriff auf Afrin 2018 von westlichen Zeitungen immer wieder die Meldungen von regierungstreuen türkischen Nachrichtenagenturen eins-zu-eins übernommen (und beispielsweise behauptet, der IS sei in Afrin). Deshalb ist es wichtig, dass wir uns
gut informieren – und die Informationen weiter geben
– Druck ausüben. Erinnern wir uns an Kobanê, wo die weltweite Mobilisierung schliesslich dazu geführt hat, dass den mutigen Kämpfer_innen der YPG und YPJ von der internationalen Koalition geholfen werden musste

Hier übrigens ein Text vom lowerclassmagazin, der erklärt, warum Demos nicht reichen und auch einige Handlungsmöglichkeiten aufzeigt: https://lowerclassmag.com/2019/10/11/einmarsch-der-tuerkei-in-nordsyrien-was-kommt-nach-dem-tag-x/

Wir stellen hier verschiedene Aktionsformen und Möglichkeiten mit konkreten Beispiele vor – Nachahmung erwünscht!

Informieren

Verlässliche Informationen findet ihr auf folgenden Webseiten: siehe Links

Die Mainstream-Medien sprechen im Moment auch über die türkische Invasion, was grundsätzlich erfreulich ist. Doch müssen sie kritisch gelesen werden: Werden einfach Behauptungen aufgestellt oder werden die Fakten untermauert? Passen die Aussagen grad zur Überzeugung des/der Journalist_in? (Was ganz OK ist, solange es nicht als „neutralen Fakt“ dargestellt wird) Steht woher die Informationen stammen (z. B. türkische Erdogan-nahe Nachrichtenagentur, Menschen vor Ort, Expert_innen usw.)? Sind ihre Expert_innen Menschen, die die Realität vor Ort tatsächlich kennen und/oder die eine der lokalen Sprachen verstehen? Wer kommt zu Wort und wer nicht? usw.

Und danach die Informationen weiter geben: Spricht mit euren
Freund_innen und Bekannten, mit euren Nachbar_innen, Mitschüler_innen
und Arbeitskolleg_innen, in euren Gruppen, Organisationen, Vereine, an
Sitzungen, auf Partys und am WG-Tisch, überall. Schaut, dass das Thema nicht nur eine kurzweilige Schlagzeile wird, bleibt dran.

Informationen können natürlich auch öffentlich gemacht werden: einen Artikel schreiben, eine Veranstaltung organisieren, einen Vortrag halten oder ein Flugblatt schreiben. Bezieht dabei klar Position.

Soziale Medien (Twitter, Instagram, Facebook usw.) sind praktische Plattformen, um sich zu informieren und Informationen zu teilen. Aber Achtung: überlegt euch gut, was ihr teilt, denn viele lesen mit (und Punkto Überwachung und Sammeln von privaten Daten sind alle genannten höchst problematisch, nicht nur wenn man in die Türkei einreisen will) – und auch mit wem ihr diskutieren wollt oder eben nicht. Vergisst nicht, dass ein Twitterstorm (= viele twittern gleichzeitig mit dem gleichen Hashtag, um auf ein Thema aufmerksam zu machen, z. B. #riseup4rojava) oder viele Likes nicht das gleiche ist, wie eine Aktion oder eine Diskussion in der Welt da draussen. Die türkische Invasion in Rojava ist nicht virtuell (auch wenn viele Trolls tüchtig mitmischeln), die Menschen sterben wirklich.

Demonstrieren

Gerade für die Leute in Rojava ist dies ein wichtiges Zeichen: Sie sehen, dass wir solidarisch sind. Dazu braucht es aber grosse und lautstarke Demos, wie beispielsweise am Samstag, 15. Oktober, wo rund 10’000 Menschen in Zürich demonstriert haben.

Auch kleinere Demos können wirksam sein, wenn sie ein bestimmtes Ziel thematisieren, zum Beispiel Schweizer Firmen, die vom Krieg profitieren.

Die nächsten Demos in der deutschen Schweiz veröffentlichen wir laufend auf diesem Blog, auf Twitter (@AgendaRojka)  sowie auf Telegram (t.me/rojavaagenda).

Zivilen Ungehorsam

Damit meinen wir sowohl Demonstrationen als Aktionen in kleineren Gruppen, die sich an der Grenze des gesetzlich Erlaubten bewegen. So hiess es beispielsweise am 13.10.: „Ein Flug von Turkish Airlines von San Francisco nach Istanbul musste wegen einer Protestaktion gegen die türkische Invasion in Rojava (Nordsyrien) storniert werden. Hunderte Menschen hatten den THY-Schalter im Flughafen von San Francisco blockiert!“ (@JXKofficial).

Ein wunderschönes Beispiel aus der Innerschweiz: Am 9. Oktober unterbrach eine Gruppe von etwa 20 Personen die Generalversammlung des Swiss-Turkish Business Council (STBC) in Sempach, Zentralschweiz. Siehe dazu https://barrikade.info/article/2707 (inkl. Video der Aktion).

In Bristol wurde am 10.10. einen Waffenproduzenten durch vier Menschen stundenlang blockiert indem sie angekettet auf dem Boden lagen (siehe https://freedomnews.org.uk/breaking-protesters-against-turkish-invasion-blockade-arms-companies-in-filton/).

Weitere neuere Beispiele aus der Schweiz: kleinen Besuch bei RUAG in Glattbrugg in der Nacht vom 11. auf den 12. Oktober (siehe https://barrikade.info/article/2726) und bei Credit Suisse in Zürich und Basel in der Nacht vom 13. auf den 14. Oktober (siehe https://barrikade.info/article/2730 und https://barrikade.info/article/2733).

Ein Klassiker sind Blockaden. So wurde am 15.10. den Albisriedenplatz Mitte im Abendverkehr für über eine Stunde blockiert (siehe https://barrikade.info/article/2741)

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Ausserdem möchten wir hier auch an die Aktionstagen gegen Rheinmetall Anfangs September in Deutschland erinnern (siehe https://rheinmetallentwaffnen.noblogs.org/), wo das Werk in Unterlüß stundenlang blockiert wurde. Und Rheinmetall wurde auch wieder am 14.10. gestört, diesmal in Berlin im Rahmen von einem Aktionstag gegen die Rüstungsindustrie: https://www.youtube.com/watch?v=Yoc5Upj8410

Transparente aufhängen

Der Aufruf zu den #7000TransparenteFürRojava bleibt in dem Sinne aktuell: Hängt eine Botschaft aus eurem Fenster, in der Schule und am Arbeitsplatz, an das Velo und Auto, an eine Brücke und zwischen Laternen… irgendwo, wo es im öffentlichen Raum sichtbar ist. Und wir veröffentlichen nach wie vor gerne eure Fotos. Siehe #7000TransparenteFürRojava

Protestaktionen

Das kann eine Kundgebung oder ein Stand an einem öffentlichen Ort sein. Leider gehen sie schnell unter, es braucht also etwas Auffallendes. Sei es spezielle Transparente, geschminkte Gesichter oder Masken, eine besondere Aufstellung (eine Menschenkette beispielsweise). Da sollte der Kreativität keine Grenzen gesetzt werden. Performance und Theater auf der Strasse sind immer wieder gut, um die Leute auf das Thema aufmerksam zu machen. Wichtig ist, dass auch Flugblätter verteilt werden, damit klar ist, worum es geht.

Verantwortliche zum Handeln aufrufen

Offene Briefe können manchmal etwas bewegen. Zum Beispiel hat ein VW-Arbeiter den VW-Aufsichtsrat mit vielen guten Argumente dazu aufgefordert, keine Niederlassung in der Türkei zu öffnen (siehe https://gewerkschaftslinke.hamburg/2019/10/11/kein-volkswagenstandort-im-kriegsland-tuerkei/) – und das mit ziemlichen Erfolg, der Entscheid wurde nun vertagt (siehe https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/syrien-offensive-vw-vertagt-entscheidung-ueber-werk-in-der-tuerkei/25116598.html?ticket=ST-38996504-nObDnVVBvvSMSRPI4u2S-ap4).

Dazu zählen natürlich auch Leser_innenbriefe und Petitionen. Bei letzteren muss man aber aufpassen, dass das Unterschreiben nicht als grossen Akt des Widerstandes verstanden wird (im Sinne einer moralischen Pflicht, die somit erfüllt wurde). Es kann aber auch eine gute Gelegenheit bieten, mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen und sie zum Handeln zu ermutigen.

Spenden

Heyva Sor a Kurdistanê: der kurdischen roten Halbmond ist eine die wenigen humanitären Organisationen, die noch vor Ort in Rojava ist. Sie kümmert sich um die Menschen in der Not und organisiert die Gesundheitsversorgung (erste Hilfe, Spitäler, Versorgung in den Flüchtlingslager). Mehr Informationen: http://heyvasor.ch/ Spendekonto: IBAN: CH62 0076 7000 L543 3416 5

Celox-Kampagne: Celox ist ein blutstillendes Produkt. Es kann auch potentiell tödliche Blutungen schnell stoppen. Es ist einfach einzusetzen, sicher und sehr effektiv. Es rettet Leben. Mehr dazu siehe: http://shengal.xyz/uber-celox/ und https://rotehilfech.noblogs.org/post/2017/03/06/celox-%e2%80%8brevolutionare-solidaritat-mit-rojava/. Spendekonto: CH82 0900 0000 8555 9939 2 (Vermerk: „Celox“).

Und falls auch Parteipolitiker*innen, NGO-Vertreter*innen und andere öffentliche Personen hier mitlesen…

Auch ihr könnt eure Verantwortung wahrnehmen und etwas tun. Die Zeiten des Bedauern und Besorgnis ausdrucken sind vorbei (und hört endlich auf, alle Kriegsparteien zu Besonnenheit aufzurufen, es handelt sich um eine Angriffskrieg der Türkei!) – es ist Zeit zum Handeln! Schaut also, dass ihr euren Bekanntheitsgrad, eure Position und eure Reichweite nutzt, um beispielsweise wirtschaftliche Sanktionen gegen die Türkei einzuleiten, die diplomatischen Beziehungen mit der Türkei einzufrieren (wie wärs damit: der Botschafter in Bern oder der Konsul in Zürich in die Türkei zurückschicken) oder bei der UNO eine #NoFlyZone4Rojava einzufordern. Und zwar jetzt sofort.

PS: Und wenn wir tolle Bilder und/oder Erklärungen zu Aktionen bekommen, veröffentlichen wir sie natürlich gerne!