Geschichte und Gegenwart der umkämpften Region Afrin in Nordsyrien
Obschon Kurden und Kurdinnen seit jeher in den nördlichen Regionen Syriens (Rojava) ansässig waren, genossen sie formal von keiner Regierung staatliche Anerkennung. Thomas Schmidinger erläutert, wie die Stadt Afrin dennoch zum Zentrum des kurdischen Volkes und ihres Widerstands werden konnte. Er erklärt die Rolle der PKK in den 1980er Jahren und die Rolle des PYD im Kampf ab 2012 für eine egalitären Gesellschaft im demokratischen Konföderalismus.
Mit Armin Köhli diskutiert Schmidinger die Frage, weshalb die USA, Russland und Europa untätig zuschauten, als der türkische Präsident Erdogan zu Beginn dieses Jahres einen Angriffskrieg gegen die Region Afrin lostrat und welche geopolitischen Interessen die Grassmächte in der Region verfolgen. Sie beleuchten die aktuelle Lage in den Flüchtlingslagern und in der Stadt Afrin, die seit dem Frühjahr von Türkei-loyalen Milizen beherrscht wird.
Welche politischen Möglichkeiten hat die demokratische Selbstverwaltung in Rojava, um ihr Weiterbestehen zu sichern? Weshalb geniesst die kurdische Bevölkerung in Nordsyrien keinen internationalen Schutz und warum schweigen die Uno-Räte für Menschenrechte und Sicherheit zu den groben Verslössen der Türkei gegen das Völkerrecht? Wie ist die Haltung der nicht-kurdischen Bevölkerung zum gesellschaftlichen Projekt? Welche Ausstrahlung hat die Autonomie in Rojava für andere kurdische Gebiete ausserhalb Syriens?
Thomas Schmidinger ist Autor des Buches „Afrin-Kampf um den Berg der Kurden“ über die Geschichte und Gegenwart der Region (2018) und hat die kurdischen Gebiete wiederholt besucht. Er lehrt an der Universität Wien und den Fachhochschulen Vorarlberg und Oberösterreich. Er ist Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft zur Förderung der Kurdologie und Mitherausgeber des Wien er Jahrbuchs für Kurdische Studiert 2014 veröffentlichte er sein Buch „Krieg und Revolution in Syrisch-Kurdistan. Analysen und Stimmen aus Roiava“. Sein Artikel „Demokratischer Konförderalismus Roiava. Entstehung und Bedrohung des kurdischen SelbstveiWaltungsmodells“ erschien im Widerspruch Heft 71.
Armin Köhli ist freier Journalist und Berater für humanitäres Völkerrecht und Menschenrechte in bewaffneten Konflikten und Krisengebieten. Von 2007-2017 arbeitete er als Nahost-Verantwortlicher für die NGO Geneva Call und führte dabei einen humanitären Dialog mit bewaffneten kurdischen Organisationen aus dem Irak, dem Iran, Syrien und der Türkei.
Eine Veranstaltung von WIDERSPRUCH, SOLIFONDS, medico international schweiz, WOZ und der Buchhandlung mille et deux feuilles.