Liebe Freund*innen und Genoss*innen
Bei uns steht der feministische Streik am 14. Juni vor der Tür. Aus diesem Anlass wollen wir uns in einer Veranstaltung am kommenden Montag (10. Juni) mit den Frauenstrukturen in Rojava auseinandersetzen. Gleichzeitig ist die Revolution in Rojava und Kurdistan zurzeit heftigen Angriffen ausgesetzt und im Kobanê-Prozess wurden lange Haftstrafen gegen HDP-Politiker*innen verhängt. Auf diese Ereignisse wollen wir in diesem Newsletter einen genaueren Blick werfen.
Kobanê-Prozess
Im Mai wurden im seit drei Jahren andauernden Kobanê-Prozess der türkischen Justiz langjährige Haftstrafen gegen Mitglieder der HDP verhängt. Den Angeklagten wird vorgeworfen, während der Angriffe des IS auf Kobanê an Protesten gegen die Unterstützung des IS durch die türkische Regierung teilgenommen zu haben. Ihnen wird die „Zerstörung der Einheit des Staates“ und die „Mitgliedschaft in einer Terrororganisation“ vorgeworfen. So wurde zum Beispiel der ehemalige Co-Vorsitzende der HDP, Selahattin Demirtaş, zu 42 Jahren Haft verurteilt. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hingegen kommt im Dezember 2022 im Fall Selahattin Demirtaş vs. Turkey zu dem Schluss, dass sich die als Beweismittel gegen Demirtaş verwendeten Twitter-Posts „innerhalb der Grenzen des politischen Diskurses” bewegen und fordert seine sofortige Freilassung [1]. Der ebenfalls zu zehn Jahren Haft verurteilte Ahmet Türk bezeichnete das Urteil in einem Interview mit der jungen Welt als „eine politische Entscheidung, um den Willen unseres Volkes zu brechen, das seit Jahren demokratisch für seine Rechte kämpft.“ Er sieht im Kobanê-Prozess ein Zeichen der Schwäche der Erdoğan-Regierung, die sich nur noch mit „antidemokratischen“ Mitteln an der Macht halten könne [2].
Gerîla dokumentiert Einsatz thermobarischer Bomben und schiesst Drohne ab
In einem Video dokumentierte eine Kämpferin der Verbände Freier Frauen (YJA Star) den Einsatz thermobarischer Bomben durch die türkische Armee. Diese besonders grausame Waffe wurde bereits 2002 von der US-Armee in Afghanistan eingesetzt, weshalb sich die USA immer wieder gegen deren Ächtung ausgesprochen hatte. Die thermobarische Bombe erzeugt einen Unterdruck, der die Luft in einem Höhlensystem mit hohem Druck ansaugt und allen Lebewesen im Wirkungsbereich die Lungen zerfetzt. Im Kampf gegen die Gerîla setzt die türkische Armee seit langem chemische Waffen ein [3]. Die laufende Gasmaskenkampagne braucht weiterhin unsere Unterstützung [4].
In einem weiteren Video dokumentiert das Onlineportal Gerîla TV den Abschuss einer türkischen Drohne durch die Volksverteidigungskräfte (HPG). Auch gegen die neueste Technik des türkischen Staates kann sich die Gerîla effektiv verteidigen [5].
Angriffe auf Rojava und Kommunalwahlen
Die Angriffe auf Rojava haben in den letzten Tagen zugenommen. Ziel der Angriffe durch das türkische Militär ist unter anderem die Verhinderung der Kommunalwahlen in Rojava am 11. Juni. Dabei greift die Türkei vor allem zivile Ziele an. So wurden gezielt Getreidefelder in Brand gesetzt, um die Lebensmittelversorgung zu gefährden. Feuerwehrleute, die die Flammen löschen wollten, wurden ebenfalls beschossen. Auch ein Krankenwagen der kurdischen Rothalbmondorganisation Heyva Sor a Kurd wurde Ziel der Angriffe [6].
Bei den Kommunalwahlen in der Autonomieregion Nord- und Ostsyrien sollen Gemeinderäte und Ko-Bürgermeister*innen gewählt werden, wie es der Gesellschaftsvertrag vom Dezember 2023 vorsieht. Die Ko-Bürgermeister*innen werden mit einer geschlechterparitätischen Doppelspitze besetzt. Die Frauenverbände Kongra Star und Zenobiya spielen bei den Wahlen eine zentrale Rolle und bereiten sich seit Wochen darauf vor. Kongra Star betont das gerade für Frauen die Kommunalwahlen von zentraler Bedeutung seien: „wer Zugang hat zu Ressourcen und die Entscheidung, wer was wofür verwenden kann, beeinflussen und prägen unser Leben.“ Die Frauenverbände haben deshalb zentrale Ziele für die lokale Selbstverwaltung veröffentlicht [7].
[1] https://civaka-azad.org/urteile-im-kck-prozess-gegen-hdp-politikerinnen-gesprochen/
[2] https://www.jungewelt.de/artikel/476400.politische-gefangene-in-der-türkei-ich-könnte-kein-leben-im-exil-führen.html
[3] https://anfdeutsch.com/kurdistan/einsatz-thermobarischer-bomben-gegen-guerilla-dokumentiert-42332
[4] https://widerstandsvernetzung.org/gasmasken/
[5] https://anfdeutsch.com/kurdistan/-42351
[6] https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/roter-halbmond-prangert-angriff-auf-krankenwagen-an-42394
[7] https://anfdeutsch.com/rojava-syrien/-42308
Veranstaltungen und Demo zum 14. Juni:
Frauenstrukturen in Rojava
Montag, 10.06.2024 um 19:00 Uhr, Feministisches Streikhaus
In der Woche vom feministischen Streiktag, dem 14. Juni, wollen wir in die feministische Revolution in Rojava schauen. Eine Genossin der kurdischen Bewegung wird uns einen Einblick in das Frauendorf Jinwar und in die Stukturen der Frauenhäuser Mala Jins geben. Nach der Einführung in die Thematik wird es ebenfalls eine Live-Schaltung nach Jinwar geben.
Wir rufen ALLE FLINTAQ* auf, an den Feministischen Streik zu kommen!
Freitag, 14.06.2024 ab 15:00 Uhr Infostände, Demostart 17:30 Uhr, Bürkliplatz
Offen für alle Frauen*, inter*, non-binäre*, trans*, Lesben*, genderqueere* Personen.
Jetzt schon vormerken: Sakine-Cansız-Festival
Sonntag, 30.06.2024 ab 11:00 Uhr, Kasernenareal
Mit solidarischen und kämpferischen Grüssen
Rojava Komitee Zürich
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