Die Türkei setzt seit längerem verbotene Chemiewaffen ein, insbesondere in Bashur (Südkurdistan / Irak- Kurdistan). Diese Angriffe treffen nicht nur die Guerilla, sondern auch immer wieder die Zivilbevölkerung.
Am 18. Oktober 2022 veröffentlichte das Volksverteidigungszentrum (Navenda Parastina Gel – NPG) die Namen von 17 bei Chemiewaffenangriffen gefallenen Guerillakämpfer:innen in Südkurdistan (https://anfdeutsch.com/aktuelles/npg-veroffentlichen-namen-von-17-durch-chemiewaffen-gefallenen-34495) sowie ein Video, das zwei durch türkische Chemiewaffen verletzten Guerillakämpfer:innen zeigt. Sie erlitten Lähmungen des Nerven- und Atmungssystems sowie Gedächtnisverlust (https://anfdeutsch.com/aktuelles/aufnahmen-von-chemiewaffenopfern-veroffentlicht-34497 – Triggerwarnung: das Video zeigt Personen, die tödlich verletzt wurden).
Seit Monaten versuchen das Volksverteidigungszentrum und die kurdische Bewegung, die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen und zum handeln aufzurufen. Doch obwohl Chemiewaffen international verboten sind, schauen die NATO-Staaten, die Schweiz und die Weltöffentlichkeit demonstrativ weg und schweigen beharrlich.
Internationale Solidarität und Aktionen sind nun dringend notwendig!
(Bild: Aktion am Zürcher HB, 30.11.2021, https://anfdeutsch.com/aktuelles/zurich-die-turkei-totet-mit-giftgas-in-kurdistan-29592)
Wir verlinken auf diese Seite die wichtigsten Berichte sowie ein paar Artikel und Aufrufe dazu.
#WeSeeYourCrimes!
Die Kampagne Defend Kurdistan ruft zu weltweiten Aktionen zwischen dem 30. November – der UN-Gedenktag für alle Opfer chemischer Kriegsführung – und dem 3. Dezember auf: https://defend-kurdistan.com/deutsch-wir-sehen-eure-verbrechen/
Untersuchungen über die Einsätze von Chemiewaffen durch die Türkei:
– Eine Delegation der ärztlichen Friedensorganisation IPPNW war Ende September 2022 vor Ort und hat einen Bericht veröffentlicht. Sie fordert eine sofortige, unabhängige internationale Untersuchung, um dem Verdacht weiter nachzugehen und künftige Verletzungen des Chemiewaffenverbotes durch die Türkei mit Massnahmen im Rahmen der Vereinten Nationen zu verhindern (https://anfdeutsch.com/aktuelles/ippnw-veroffentlicht-bericht-zu-chemiewaffeneinsatzen-im-nordirak-34403). Der Bericht auf Englisch befindet sich hier: https://www.ippnw.de/commonFiles/bilder/Frieden/2022_IPPNW_Report_on_possible_Turkish_CWC_violations_in_Northern_Iraq.pdf.
– Bereits im Oktober 2021 veröffentlichte das kurdische Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit Civaka Azad ein Factsheet zum Thema: https://civaka-azad.org/factsheet-tuerkischer-chemiewaffeneinsatz-in-suedkurdistan-nordirak-2/.
– Der britische Journalist Steve Sweeney hat im Mai 2022 ein Bericht veröffentlicht, der durch die Kampagne Defend Kurdistan auf Deutsch übersetzt wurde: https://defend-kurdistan.com/wp-content/uploads/2022/06/Dossier-Giftgas-Endversion.pdf Original auf Englisch: https://www.peaceinkurdistancampaign.com/report-collusion-conspiracy-corruption-an-on-the-ground-report-into-turkish-war-crimes-and-use-of-chemical-weapons-by-steve-sweeney/
Weitere Dokumentation von Chemiewaffen-Einsätze der Türkei (Auswahl):
– https://anfdeutsch.com/kurdistan/mutmassliche-chemiewaffeneinsatze-dokumentiert-34548 (21.10.22)
– https://anfdeutsch.com/aktuelles/die-chemiewaffen-der-turkei-29048 (29.10.21)
– https://anfdeutsch.com/kurdistan/guerillaarztin-es-werden-verschiedene-arten-von-giftgas-eingesetzt-29209 (8.11.21)
– https://anfdeutsch.com/hintergrund/karayilan-einsatz-von-funf-verschiedenen-chemikalien-dokumentiert-29549 (28.11.21)
– https://anfdeutsch.com/kurdistan/aufnahmen-aus-guerillatunnel-nach-chemiewaffenangriff-32804 (25.6.22)
– https://anfdeutsch.com/kurdistan/phosphorbombeneinsatze-der-turkischen-armee-33057 (13.7.22)
Hintergrundartikeln und Analysen:
– Leider ist es nicht das erste Mal, dass die Kurd:innen in Bashur mit Chemiewaffen bekämpft werden. Unter Saddam Hussein wurde am 16. März 1988 die Stadt Halabja mit Giftgasen bombardiert, tausende starben. Dieser Artikel fasst die Hintergründe und die Rolle Deutschland zusammen: https://lowerclassmag.com/2022/03/28/geschichte-die-andauert-das-giftgasmassaker-von-halabdscha/ (21.3.22)
– Und der Einsatz von Chemiewaffen durch die Türkei gegen die kurdische Bevölkerung hat leider eine lange Geschichte: So wurden sie bereits 1937/38 in Dersim eingesetzt, beim Tertele, was Untergang und Zerstörung bedeutet. Zwischen 1937 und 1938 tötete die türkische Armee etwa 70.000 Menschen, überwiegend Frauen und Kinder (siehe http://dersimmeclisi.com/de/4-mai-gedenktag-des-voelkermords-tertele-an-der-alevitischen-bevoelkerung-in-dersim-tuerkei-1937-1938/ und https://civaka-azad.org/dersim-1937-38-76-jahre-danach/#more-524 und https://anfdeutsch.com/hintergrund/4-mai-gedenktag-des-tertele-in-dersim-31983). Die eingesetzten Chemiewaffen bezog die Türkei von Deutschland (https://anfdeutsch.com/hintergrund/die-kriegsverbrechen-des-deutschen-staates-in-kurdistan-13264)
Dazu gibt es ein eindrücklich Dokumentarfilm von Çayan Demirel (2006), der online frei zugänglich ist: https://anfdeutsch.com/kultur/dersim-38-im-internet-frei-zugaenglich-19033.
– Über die Rolle und die Untätigkeit der OPCW: https://anfdeutsch.com/kurdistan/uzun-die-doppelmoral-der-opcw-33776 (31.08.22) und https://anfdeutsch.com/aktuelles/kcdk-e-wirft-opcw-respektlosigkeit-vor-34581 (23.10.22) und https://anfdeutsch.com/kurdistan/welt-verschliesst-augen-und-ohren-vor-chemiewaffeneinsatzen-30100 (2.1.22)
– Über der Umgang der Türkei mit dem Vorwurf (23.10.22): https://anfdeutsch.com/aktuelles/Ozsoy-chemiewaffenvorwurfe-mussen-untersucht-werden-34578 . Inzwischen wurde die international bekannte Medizinerin und Menschenrechtsaktivistin Şebnem Korur Fincancı ist in Ankara verhaftet worden, weil sie eine Untersuchung der Chemiewaffeneinsätze der türkischen Armee in Kurdistan befürwortet hat: https://anfdeutsch.com/aktuelles/Sebnem-korur-fincanci-in-ankara-verhaftet-34649 (27.10.22) und https://anfdeutsch.com/aktuelles/Sebnem-korur-fincanci-wurde-auf-erdogans-befehl-festgenommen-34634 (26.10.22) und https://www.heise.de/tp/features/Tuerkei-Forensikerin-inhaftiert-nachdem-sie-Chemiewaffen-Verdacht-aussprach-7321413.html (26.10.22). Nun fordert der Weltärztebund nicht nur ihre Freilassung, sondern auch eine unabhängige Untersuchung: https://anfdeutsch.com/aktuelles/weltarztebund-fordert-untersuchung-von-c-waffen-in-kurdistan-34651 (und hier die Erklärung auf Englisch: https://www.wma.net/news-post/turkish-physician-leaders-arrest-condemned-by-wma/).
– Aufruf der HPG zu Untersuchungen (1.11.21): https://anfdeutsch.com/kurdistan/baran-wir-konnen-untersuchungsdelegationen-fur-chemiewaffen-unterstutzten-29091
– Artikel in der Junge Welt: https://www.jungewelt.de/artikel/437091.verbotene-waffen-giftgas-gegen-zivilisten.html (21.10.22)
– Interview im Info LoRa mit einer Aktivistin vom revolutionären Aufbau Schweiz, die im Moment in Kurdistan ist, über die aktuelle Lage in Kurdistan, Drohnen-Angriffe und Chemiwaffeneinsätze der türkischen Armee: https://soundcloud.com/radio_lora-/interview-uber-die-aktuelle-lage-in-kurdistan-chemiewaffen (27.10.22).
– Interview mit Salih Muslim (PYD) über das Schweigen der internationalen Gemeinschaft: https://anfdeutsch.com/kurdistan/salih-muslim-die-pdk-begeht-unverhohlen-hochverrat-34657 (28.10.22)
– Proteste gibt es schon lange. Zum Beispiel: https://anfdeutsch.com/aktuelles/kurde-aus-deutschland-startet-gerechtigkeitswache-vor-opcw-33408 (5.8.22) und https://anfdeutsch.com/aktuelles/bern-gesprach-mit-ai-uber-turkische-chemiewaffen-34201 (28.9.22)
Kampagne Gasmasken für die Guerilla
Der Krieg des türkischen Faschismus gegen die kurdische Guerilla in den Bergen hat sich in diesem Jahr abermals intensiviert, insbesondere in Südkurdistan. Täglich kommt es zu Bombardements aus der Luft und mit Artillerie auf die Stellungen der Guerilla. Die Angriffe der türkischen Armee erfolgen auch mit chemischen Kampfstoffen – Giftgas! Die Kampagne «Gasmasken für die Guerilla» konnte in den vergangenen zwei Jahren bereits über 700 Gasmasken und unzählige Filter in die Berge schaffen. Doch viele weitere werden noch benötigt. Darum ein weiterer Anlauf, sammeln wir so viel Geld wie möglich.
https://widerstandsvernetzung.org/die-guerilla-braucht-gasmasken/